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Inspiriert durch Jens Corssen, der in seinen transformativen Betrachtungen die zeitlose Weisheit Goethes aufgreift, eröffnet sich eine fundamentale Perspektive auf den Wesenskern persönlicher und organisationaler Entwicklung.

In Goethes eindringlicher Mahnung “Und solang du das nicht hast, Dieses: Stirb und werde! Bist du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erde” (Goethe, 1819) manifestiert sich eine tiefgründige entwicklungspsychologische Erkenntnis:
Die Notwendigkeit, etablierte Denk- und Verhaltensmuster bewusst loszulassen, um Raum für neue Perspektiven und Handlungsoptionen zu schaffen.

Transformation als Kern der Selbstführung

Goethes berühmtes Zitat „Stirb und werde“ ist mehr als nur ein poetischer Ausdruck. Es ist eine tiefgreifende Aufforderung zur inneren Transformation – ein Prinzip, das in der modernen Selbstführung zentrale Bedeutung hat. Doch was bedeutet es konkret für unsere Haltung und die Fähigkeit, uns selbst zu führen?

Das „Sterben“ im metaphorischen Sinne beschreibt den Mut, alte Muster, Überzeugungen und Verhaltensweisen hinter sich zu lassen. Es ist ein Prozess der Selbstreflexion, der uns dazu bringt, uns mit unseren inneren Blockaden auseinanderzusetzen. Studien zur Selbstführung zeigen, dass diese Fähigkeit essenziell ist, um in einer dynamischen und komplexen Welt erfolgreich zu agieren (ZHAW, 2020). Das „Werden“ hingegen steht für Wachstum und die bewusste Gestaltung eines neuen Selbst. Diese Transformation erfordert nicht nur Introspektion, sondern auch die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen (Neck & Houghton, 2006).

Haltung als Schlüssel

Goethes Zitat erinnert uns daran, dass unsere Haltung nicht statisch ist. Sie ist vielmehr ein dynamisches Zusammenspiel aus Selbstbewusstsein, Reflexion und Anpassungsfähigkeit. Eine bewusste Haltung ermöglicht es Führungskräften und Individuen gleichermaßen, ihre Werte zu überprüfen und in Einklang mit ihren Zielen zu handeln. Jens Corssen betont in seinem Ansatz des Self-Empowerments die Bedeutung von Selbst-Bewusstheit und Selbst-Verantwortung als Grundlage für nachhaltige Veränderung.

Praktische Implikationen für die Selbstführung

Um Transformation aktiv zu gestalten, braucht es konkrete Ansätze zur Selbstführung. Die folgenden Prinzipien helfen dabei, persönliche Entwicklung gezielt zu fördern und nachhaltige Veränderungen zu ermöglichen (Neck & Houghton, 2006).

  1. Selbstreflexion fördern: Regelmäßige Reflexion über eigene Stärken, Schwächen und Ziele schafft Klarheit. Techniken wie Journaling oder geführte Meditationen können dabei helfen, ein tieferes Bewusstsein für die eigene innere Haltung zu entwickeln.
  2. Loslassen üben: Alte Gewohnheiten bewusst ablegen, um Raum für Neues zu schaffen. Dies kann durch gezieltes Feedback von Kollegen oder Mentoren unterstützt werden, um blinde Flecken zu erkennen und sich weiterzuentwickeln.
  3. Veränderung annehmen: Unsicherheiten als Chancen begreifen und aktiv gestalten. Veränderungsprozesse sind oft mit Widerständen verbunden, doch eine positive, wachstumsorientierte Haltung ermöglicht es, aus Herausforderungen zu lernen.
  4. Sinnorientierung stärken: Den eigenen Lebenssinn erkennen und darauf ausrichten. Ein klares Bewusstsein für die persönlichen Werte und langfristigen Ziele erleichtert es, authentische Entscheidungen zu treffen und die eigene Energie gezielt einzusetzen.
  5. Vorbildfunktion bewusst leben: Transformation gelingt nur, wenn Führungskräfte ihre eigene Veränderungsbereitschaft authentisch vorleben. Durch transparente Kommunikation, Empathie und Mut können sie andere inspirieren, sich ebenfalls auf den Weg der Veränderung zu begeben.
  6. Resilienz entwickeln: Die Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen, ist essenziell für nachhaltige Transformation. Resiliente Führungskräfte nutzen Herausforderungen als Lernmöglichkeiten und bewahren auch in Krisenzeiten einen klaren Kopf.
  7. Selbstverantwortung übernehmen: Jeder ist für seine persönliche Entwicklung verantwortlich. Dies bedeutet, aktiv an sich zu arbeiten, Weiterbildungen zu nutzen und kontinuierlich nach Möglichkeiten zur Verbesserung zu suchen.

Diese Prinzipien sind essenziell, um Transformation nicht nur als äußeren Wandel zu begreifen, sondern als bewusste innere Entwicklung, die langfristigen Erfolg ermöglicht.

Fazit

„Stirb und werde“ ist eine Einladung zur kontinuierlichen Selbsttransformation – ein Prinzip, das in der modernen Selbstführung unverzichtbar ist. Es fordert uns auf, unsere Haltung aktiv zu gestalten und Verantwortung für unser Wachstum zu übernehmen. Denn nur wer bereit ist, sich selbst zu überwinden, kann ein erfülltes Leben führen.

Quellen

Neck, C. P., & Houghton, J. D. (2006). Two decades of self-leadership theory and research: Past developments, present trends, and future possibilities. Journal of Managerial Psychology, 21(4), 270–295. https://doi.org/10.1108/02683940610663097, Stand 2025-02-17

Corssen, J. (n.d.). Das Corssen-Prinzip: Self-Empowerment durch Selbst-Bewusstheit.

Von Goethe, J. W. (1819). West-östlicher divan. P. Reclam jun..

ZHAW. (2020). IAP Studie 2020: Selbstführung in selbstorganisierten Arbeitskontexten. Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Abgerufen von https://digitalcollection.zhaw.ch/items/1cf6ae00-4bf8-4127-8cfe-01cf0c10ce51, Stand 2025-02-17

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